Nie wieder! Damit Vergangenheit nicht Zukunft wird!

Nie wieder! Damit Vergangenheit nicht Zukunft wird!
Stolperstein Dammanstr.

Nie wieder! Damit Vergangenheit nicht Zukunft wird!

9. November 1938: Reichspogromnacht.

Das Nazi-Regime organisierte am 9. November 1938 landesweite Pogrome gegen den jüdischen Bevölkerungsteil. Dies markierte den Auftakt einer landesweiten Enteignungs-, Deportations- und Vernichtungspolitik , die mit Millionen von Toten endete.

Dieser Tag hat im Gedenken eine besondere Bedeutung. Es soll an eine Zukunft ohne Rassismus mahnen. Das Erinnern daran ist immer wieder ein besonderes Anliegen aller antifaschistische Kräften.

Organisationen, Institutionen und Bürger reinigen und ehren in diesen Tagen hauptsächlich die Stolpersteine, die überall in der Stadt verlegt sind.

Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig . Es handelt sich dabei um kleine Gedenktafeln, die an das Schicksal der Menschen erinnern, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine sind kubische ebenerdig verlegte Betonsteine mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern. Auf der Oberseite befindet sich eine individuell beschriftete Messingplatte. Die Steine werden in der Regel vor den letzten Wohnhäusern der NS-Opfer im Pflaster des öffentlichen Gehweges eingelassen.

Die Liste der Stolpersteine nach Stadtteilen sortiert finden Sie bei dem   Historischen Verein Essen

Auch das Anti-Rassismus-Telefon hat am 15.Nov. die Stolpersteine in der Umgebung des Büro im Südostviertel gereinigt.

♦ Dammanstr. 94:
die Steine von Leo und Henriette Fränkel (beide deportiert am 21.07.1942 nach Theresienstadtund 1944 in Auschwitz ermordert)

Henny Fränkel, geb. 13.08.1882 in Norden, lernte dort Leo kennen und heiratete ihn auch dort. Sie bekam 2 Kinder. 1939 verlor sie ihre Wohnung, Zwangsumzug, 1942 erneuter Zwangsumzug. 21.07.42 Deportation nach Theresienstadt. 23.10.1944 Deportation nach Auschwitz. Henriette Fränkel war zu dieser Zeit 62 Jahre alt. Beide Kinder, Ilse, geb. 1920 und Werner, geb. 1917, konnten nach Kenia fliehen. Ilse lebte bis zu ihrem Tod 2013 in Australien. Werner starb 2003 in Kenia.

♦ Spichernstr. 13:
die Steine in Erinnerung an die Familie Isaak:  Abraham  (deportiert am21.07.1942 und gestorben am 01.04.1944  in Theresienstadt),  Hannelore  (deportiert am 21.07.1942 nach Theresienstadt),  Irmgard und Manfred (beide 22.04.1942 nach Izbika),   Karoline (geb. Lewano, deportiert am 21.07.1942 nach Theresienstadt)

„Die erste Deportation aus dem Rheinland in den Distrikt Lublin fand im April 1942 statt. Sammelpunkt für Juden aus Aachen, Duisburg, Essen, Krefeld, Mönchengladbach, Oberhausen, Wuppertal u einige Personen aus Düsseldorf war der Düsseldorfer Schlachthof. Für den Sonderzug Da 52 am 22. April 1942 ab Düsseldorf-Derendorf gab es einen Fahrplan. Das Kürzel „Da“ war ein Code für Deportationszüge. Es stand für ‚Da(vids)züge‘. Laut Plan sollte der Zug nach ‚Trawniki‘ bei Lublin gehen. Dort befand sich ein Arbeitslager für Juden und ein Ausbildungslager der SS. […]

Die Abfahrt aus Düsseldorf war laut Plan erst am nächsten Tag, am 22. April, um 11.06 Uhr. Der Zug bestand aus zwanzig Personen- und Gepäckwagen. […] In Lublin holte die SS möglicherweise einige junge Leute heraus, die den Eindruck machten, gut arbeiten zu können. Der tatsächliche Zielort des Zuges war nicht Trawniki, sondern Izbica. […] Den ersten Halt machte der Deportationszug in Köln, dort stiegen Juden aus der Region Aachen zu. Weitere Haltepunkte waren Düsseldorf-Hauptbahnhof (Zustieg von Juden aus Düsseldorf, Mönchengladbach, Grevenbroich),

Duisburg-Hauptbahnhof (Zustieg von Juden aus Geldern, Kempen, Krefeld, Wesel) und Essen-Hauptbahnhof. Damit befanden sich 1.066 jüdische Männer, Frauen und Kinder in den Waggons.“ (1)

Kurt Engels, SS-Hauptsturmführer, war der Kommandant des Ghettos Izbica. Er misshandelte und tötete Menschen wahrlos, auch auf offener Straße, andere ließ er in einem überfüllten Gebäude ersticken. Er wurde der „Teufel von Izbica“ genannt.

Nach dem Krieg lebte er unter falschem Namen weiter, betrieb dann aber in HH das „Café Engels“. Der Sobibor-Überlebende Thomas Blatt spürte ihn auf, am 31.10.1958 wurde wegen einer unbekannten Anzahl von Morden Haftbefehl gegen Engels erteilt. Am 31.12.1958 entzog er sich durch Selbsttötung feige seiner Strafe. (2)

♦ Steele Str. 121:

in Erinnerung an Sigfried Cussel  (deportiert am 27.10.1941 nach Litzmannstadt (Lodz), gestorben am 12.05.42 in Kulmhof (Chelmno)

Siegfried Cussel wurde am 14.09.1913 geboren, er hatte 3 Brüder und 1 Schwester. Alle 4 Männer waren in der SAJ aktiv. Vater Alfred und die Söhne wurden am 17.11.1938 nach Dachau verbracht, kamen 1938/39 wieder frei. Am 23.10.1941 heiratete Siegfried Hilde Josel, damit er am 27.10.1941 zusammen mit ihr nach Łódź/Litzmannstadt, deportiert werden konnte. An diesem Tag fuhren mittten in Essen die ersten Deportationszüge vom Hbf ab. Siegfried Cussel wurde, 29j. mit seiner Frau Hilde, 20j. am 12.05.1942 in Chelmno/Kulmhof ermordet.

 

Hilfe und Quellen: VVNBdA Essen, Historischer Verein Essen, Bildungswerk Stanisaw Hantz, Wikipedia, Gedenkstätte Yad Vashem