"Ah! Heute bezahlen Sie wohl! Ein Feiertag!"
In einem Geschäft im Ruhrgebiet* wird ein dunkelhäutiger Mann vom Kassierer mit diesen Worten begrüßt.
Diese Unterstellung, er sei ein Dieb, entsetzt den Mann. Er ist sich auch unsicher und weiß nicht recht, wie er reagieren soll. Andere Kunden haben den Vorfall gehört, schauen ihn an - aber leider mischt sich niemand ein. Der Mann versucht dann bei anderen Angestellten den Namen des Kassierers zu erfahren - leider erfolglos.
Betroffene setzen sich zu Wehr
Er will aber es nicht auf sich beruhen lassen und wendet sich an das Anti-Rassismus-Telefon.
Zusammen mit einem Mitglied von Anti-Rassismus-Telefon findet noch am gleichen Tag ein Gespräch mit der Geschäftsleitung statt.
Wir schließen aus dem Gespräch, dass hier möglicherweise eine Personenverwechslung vorlag. Es ist für uns nicht das erste mal, dass solche "Verwechselungen" ausgerechnet bei Menschen dunkler Hautfarbe passieren.
Wenn es eine Unsicherheit beim Wiedererkennen gibt, verhält man sich normalerweise vorsichtiger - ganz besonders mit so harten Vorwürfen wie Diebstahl. Hat man aber Vorurteile und will dem anders aussehenden Menschen auch nicht genauso respektieren wie andere, dann fällt auch schnell so manche moralische Schranke. Ein sensiblerer Umgang miteinander wäre gerade hier wünschenswert.
Die gesellschaftliche Gleichgültigkeit erschwert die Abwehr von Rassismus
Wie nicht anders zu erwarten, stellte sich die Geschäftsleitung hinter ihrem Mitarbeiter. Auch von den Zeugen des Vorfalls war niemand mehr erreichbar.
Sensibel sein auch bei unterschwelligem Rassismus
Bei der Diskussion über unterschwelligem Rassismus muss die besondere Bereitschaft zum selbstkritischen Blick vorhanden sein. Sichtbare Ergebnisse sind schwer zu erlangen.
Diskriminierung sollte Straftatbestand sein
Ein Gesetz, dass Diskriminierung aufgrund von äußerlichen Merkmalen unter Strafe stellt, gibt es in Deutschland noch nicht. Sicherlich ändern Gesetze alleine die Menschen nicht. Wir aber glauben, es würde deutlich signalisieren, dass rassistische Diskriminierungen mit einer freien und friedlichen Gesellschaft nicht vereinbar sind.
Wir können nur hoffen, ein Zeichen gesetzt zu haben: Das Bewusstsein, dass so ein beleidigendes Verhalten für den Betroffenen sehr schmerzhaft sein kann.
(*)unbedeutende Einzelheiten sind anonymisiert worden.
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