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06.12.2011, TAZ: Späte Ermittlungen nach SS-Massaker
![]() TAZ / Inland,Dienstag, 06.12.2011 Späte Ermittlungen nach SS-Massaker
JUSTIZ Wohnungen von ehemaligen SS-Angehörigen durchsucht wegen Kriegsverbrechen im Jahr 1944
Es sei darum gegangen, alte Aufzeichnungen oder Fotos zu finden, die die Beschuldigten aufbewahrt haben könnten, sagte Staatsanwalt Andreas Brendel. "Wesentliche Beweismittel" seien bei den Wohnungsdurchsuchungen in Köln sowie in der Nähe von Bielefeld, Hannover, Darmstadt und Berlin jedoch nicht gefunden worden, räumte der Leiter der NRW-Zentralstelle für die Bearbeitung von nationalsozialistischen Massenverbrechen ein. Die heute 85 und 86 Jahre alten Männer hätten ihre Beteiligung an dem Massaker bestritten oder seien nach den ersten Eindrücken der Ermittler nicht vernehmungsfähig. Am 10. Juni 1944 waren etwa 150 Mitglieder des SS-Panzergrenadier-Regiments "Der Führer" in Oradour-sur-Glane eingefallen. Sie trieben die Einwohner des 22 Kilometer nordwestlich der Stadt Limoges gelegenen Ortes auf dem Marktplatz zusammen. Wer zu krank war, wurde gleich in seinem Haus erschossen. Die anderen wurden getrennt nach Geschlecht umgebracht: Die Männer wurden in Scheunen und Garagen getrieben und dort erschossen. Die Frauen und Kinder wurden in eine Kirche gesperrt, die dann gesprengt und angezündet wurde. Insgesamt wurden 642 Menschen, darunter 240 Frauen und 213 Kinder, niedergemetzelt und verbrannt. Das Dorf wurde dem Erdboden gleichgemacht. Oradour-sur-Glane gilt als Symbol für die Grausamkeiten der Besetzung Frankreichs durch die Nazis. Wegen der Gräueltat gab es Anfang der fünfziger Jahre in Frankreich und Anfang der Achtzigerjahre in der DDR Gerichtsprozesse, die auch mit Verurteilungen endeten. Dass die Dortmunder Staatsanwaltschaft vor rund einem Jahr die Ermittlungen wieder aufgenommen hat, basiert auf dem Fund von Akten aus den Untersuchungen der DDR-Staatssicherheit gegen den SS-Obersturmführer Heinz Barth. Der 2007 verstorbene Zugführer des Panzergrenadier-Regiments "Der Führer" war 1983 in Ostberlin zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Einer der damals von der Stasi vernommenen Zeugen ist jetzt unter den Beschuldigten. Ob es gegen ihn oder einen der anderen Verdächtigen zu einer Anklage kommen wird, weiß Staatsanwalt Brendel nicht. PASCAL BEUCKER |
22.11.2011,WAZ: Die Suche nach den letzten Tätern
![]() WAZ / Rhein-Ruhr,Dienstag, 06.12.2011 Die Suche nach den letzten Tätern
Am 10.Juni 1944 massakrierte die SS die Bewohner von Oradour: Jetzt wollen NRW-Fahnder das Verbrechen aufklären
Oradour: In Frankreich steht der Name des Dorfes für die Vernichtungsherrschaft der Nazis. Jetzt sind Fahnder aus NRW auf den Spuren der letzten lebenden SS-Angehörigen, die damals dabei waren. Sie sind heute 85 oder 86 Jahren alt und werden des Mordes beschuldigt. Sie sollen in dem Ort bei Limoges am 10. Juni 1944 das Massaker an 642 Zivilisten, darunter 207 Kinder und 254 Frauen, verübt haben. Die ältere Herren haben Besuch bekommen. Das Landeskriminalamt und die für die Verfolgung von NS-Massenverbrecher zuständige Schwerpunktstaatsanwaltschaft Dortmund durchsuchten sechs Wohnungen in Köln und Bielefeld, in Hannover, Hessen und Berlin. Die sechs noch lebenden hochbetagten früheren Angehörigen der 3. Kompanie des 1. Bataillons des SS-Regiments "Der Führer" wurden vernommen. Statsanwalt Andreas Brendel hat keinen Zweifel: "Wir wissen, dass sich an diesem Tag die ganze Kompanie in Oradour aufgehalten hat". Wie weit die Einzelnen wirklich tatbeteiligt waren, bleibe zunächst offen. 67 Jahre nach dem Verbrechen sind Vernehmungen und die Suche nach belastenden Auszeichnungen oder Aufzeichnungen sehr schwierig.
Am 10. Juni 1944 ist die alliierte Invasion in der Normandie gerade vier Tage alt. Die SS-Panzerdivision "Da Reich" erhält den Befehl, an die Küste zu marschieren. Auf dem Weg liegt das Dorf Oradour, wo die SS Widerstandskämpfer vermutet. Doch nicht Resistance-Mitglieder werden gestellt. Obersturmbannführer Adolf Dieckmann befiehlt, alle Einwohner zu töten und die Häuser niederzubrennen. Vom Marktplatz werden die Frauen und Kinder in die Kirche getrieben. Die Deutschen zünden das Gebäude an, sprengen sogar den Kirchturm. Sie werfen Handgranaten und schießen in die verängstigte Menge. Sechs Menschen überleben das Massaker. Der Ort wird anderswo wieder aufgebaut. Die Kirchenruine und die Häuser mit den verbrannten Dächern sind als Mahnung geblieben. Obersturmbannführer Dieckmann wurde nie belangt. Er fiel wenige Tage später an der Normandie. In Frankreich wurden 1953 21 SS-Männer angeklagt, darunter ein Dutzend Elsässer. Wegen des Verdachts gegen die eigenen Staatsbürger kam es zu Debatten. So wurden verhältnismäßig milde Haftstrafen verhängt, zwei Todesurteile in Haft umgewandelt. Ein weiteres Urteil gab es in der DDR in den 70ern, als man dort den Obersturmführer Heinz Barth ausfindig machte. Nach Haft und Freilassung im wiedervereinten Land 1997 starb er zehn Jahre später. Auf dem Gebiet der alten Bundesrepublik wird das Massaker erst jetzt aufgearbeitet. Die Dortmunder Fahnder stützen sich nach Hinweisen durch Historiker auf DDR-Unterlagen. Andreas Brendel bestätigt, die damals ermittelnden Stasi-Offiziere seien von der aus LKA und Staatsanwaltschaft bestehenden Ermittlungsgruppe vernommen worden. Diese wird wohl nach Oradour fahren und sich auch den Tatort ansehen. Ob es zur Anklage kommt? Das sei offen, sagt Brendel.
Bildunterschrift: Die Ruinen von Oradour-sur-Glane erinnern an den 10. Juni 1944 Für die Franzosen Symbol der Nazi-Brutalität; Auf dem Friedhof von Oradour wird an das Massaker erinnert |
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