Laden wegen Rassismus gekündigt
Die Essener Presse berichtet:
Laden wegen Rassismus gekündigt
Das Anti-Rassismus-Telefon meint:
Rassismus ist kein Kavaliersdelikt .
Hier die Fakten laut Bericht der Presse
WAZ / Essen, Dienstag, 26.10.2021:
Laden wegen Rassismus gekündigt
Vorsitzende der „Wichtelkinder“ soll sich herabsetzend und vulgär über Frauen mit Migrationshintergrund geäußert haben:
Allbau wirft Kleiderkammer in der Nordcity raus
Von Gerd Niewerth
Das Wohnungsunternehmen Allbau hat den Verein „Die Wichtelkinder e. V./Wichtelfarm“ aus seinem Ladenlokal in der Nord-City geworfen. Der Grund ist schwerwiegend: Der Vereinsvorsitzenden und Ladeninhaberin wird vorgeworfen, Frauen mit Migrationshintergrund in einer Mitarbeiterinnen-Chatgruppe auf vulgäre und rassistische Weise beleidigt zu haben. Die
Inhaberin räumt die schwerwiegende Entgleisung im Gespräch mit dieser Zeitung am Montag (25. Oktober) ein, bittet aber trotzdem um Nachsicht: „Ich habe mich schon zweimal öffentlich für mein Verhalten entschuldigt.“
Allbau bleibt unnachgiebig
Der Allbau indes bleibt unerbittlich und bekräftigt die Kündigung des Ladenlokals an der Kopstadt-Passage zum 31. Januar 2022. „Als Wohnungsunternehmen, das besonders viel Wert auf funktionierende Nachbarschaften legt, können wir so einen Aussetzer nicht tolerieren“, betont Sprecher Dieter Remy.
Ende September habe der Allbau die Information erhalten, „dass die neue Vorsitzende der Wichtelfarm Gerüchten zu Folge ausländerfeindlich sei und sich rassistisch äußern würde“. Der Allbau verweist auf den Chatverlauf, der dem Wohnungsunternehmen zugeschickt worden sei. Man habe die Vorsitzende daraufhin zu einem Gespräch in die Hauptverwaltung gebeten und sie mit den Rassismus-Vorwürfen konfrontiert.
Die Wichtelkinder-Chefin habe sich nach Darstellung des Allbau gegen die Gerüchte gewehrt und
behauptet, dass „der Vorfall“ einmalig in einem privaten Chat passiert sei.
„Wir können solch einen
Aussetzer nicht tolerieren.“
Dieter Remy, Sprecher des
Wohnungsunternehmens Allbau
Im Gespräch mit dieser Zeitung schildert die Geschäftsinhaberin Sabrina De Lucia den Vorfall so: Vier Kinder einer Kundin mit
Migrationshintergrund hätten bereits im Frühsommer im Laden Spielsachen zerstört und Kuscheltiere aufgerissen.
Sie sagt: „Ich habe mich deshalb über die türkische Dame aufgeregt und meinem Ärger Luft verschafft.“ Dem Allbau-Management gegenüber äußerte sie sich ähnlich: Sie habe sich darüber aufgeregt, dass sich Kundinnen mit Migrationshintergrund in ihrem Geschäft „unter aller Sau“ benommen hätten, so der Allbau.
In der Whatsapp-Gruppe soll die Wichtelkinder-Chefin nach Informationen dieser Zeitung danach auf
besonders abfällige Weise gegen den vermeintlichen Kinderreichtum von Frauen mit Migrationshintergrund gehetzt haben. Der Allbau bestätigt dies und bleibt unnachgiebig. „In unseren Augen spricht es überhaupt nicht für den Charakter einer Person, wenn man in sozialen Medien in solch herabsetzender Art hetzt, wie es im Chat getan wurde“, heißt es in der Stellungnahme.
Um die Kündigung aus der Welt zu schaffen, hat Sandra De Lucia inzwischen eine Unterschriften-Aktion gestartet. Diese diene der „Erhaltung der Wichtelfarm/Wichtelkinder“ und habe ferner das Ziel, „die vorhandenen Anschuldigungen“ zu entkräften. Mehr als 100 Kundinnen, darunter auch Frauen mit Migrationshintergrund hätten bereits unterschrieben. Nur: Vom Kern der Rassismus-Vorwürfe erfahren die Kundinnen auf der Unterschriften-Liste nichts.
Einer ehemaligen Mitarbeiterin wirft die Wichtelkind-Chefin vor, den Wortlaut des Whatsapp-Chats in sozialen Medien veröffentlicht zu haben. „Ich hatte sie rausgeworfen, das ist jetzt ihre Rache.“
Mietfreies Ladenlokal
▪ Der Verein Wichtelkinder (ursprünglich Wichtelfarm) ist eine Baby-Kleiderkammer.
Gespendete Kleidung wird zu günstigen Preisen an einkommensschwache Familien verkauft.
▪ Der Allbau hat dem Verein das Ladenlokal (70 qm; 90 qm Keller) am Kopstadtplatz mietfrei
überlassen. Der Verein trägt lediglich die monatlichen Nebenkosten von ca. 280 Euro.
Bildunterschrift:
Die Tage der Wichtelfarm/Wichtelkinder im Ladenlokal des Allbau sind gezählt: Das
Wohnungsunternehmen setzt den Second-Hand-Laden für Babys und Kinder nach Rassismus-Vorwürfen vor die Tür.
Die Idee, die dem Laden zugrunde liegt, sollte vielleicht erhalten bleiben mit einer anderen Besetzung:
Bericht von der WAZ von 30.10.2021: „Gibt`s noch eine Chance für die Wichtelkinder?