Mahnmal „In Gedenken an die Opfer von Rassismus und Polizeigewalt“
Mahnmal am Oranienplatz in Berlin
„In Gedenken an die Opfer von Rassismus und Polizeigewalt“
Silvio-Meier-Preis für die Initiative „Wo ist unser Denkmal?“
Seit Samstag, dem 26. September 2020, steht auf dem Oranienplatz in Berlin Kreuzberg das Mahnmal
„In Gedenken an die Opfer von Rassismus und Polizeigewalt“
Unbekannte haben das Denkmal aufgestellt und damit einen besonderen Ort der Erinnerung und des Gedenkens geschaffen.
An dem Mahnmal werden die Namen der Menschen angebracht, die in dem jeweiligen Monat innerhalb der letzten 30 Jahre durch rassistische Gewalt ums Leben kamen. Sie starben durch direkte körperliche Gewalt, wie Polizeigewalt, sonstige staatliche Gewalt oder wurden in den Tod getrieben. Sie starben durch Folgen des institutionellen Rassismus, wie z.B. auch unterlassene Hilfeleistung oder aus Angst vor der Abschiebung.
Die Namen oder Daten der Toten sind die derzeit bekannten– es werden tatsächlich wesentlich mehr Menschen in diesem rassistischen System zugrunde gegangen sein.
Diverse Veranstaltungen fanden bisher am Gedenkort statt. Aktivist:innen, Betroffene und Angehörige haben ihn angenommen, ihn angeeignet – ihn auch zu ihrem Ort gemacht. Menschen kommen, um Blumen nieder zulegen, um zu gedenken, sie zünden Kerzen an, sie halten inne.
Das Mahnmal ist zu einem Ort des antirassistischen Widerstands geworden, ein Ort der sowohl Trauer als auch Kämpfe verbindet.
Hier bei Umbruch-Bildarchiv Fotos und Hintergründe zu der Idee und Geschichte des Mahnmals:
https://umbruch-bildarchiv.org/der-oranienplatz-ein-gedenkort-fuer-die-opfer-von-rassismus-und-polizeigewalt/
Dieser Gedenkort ist deutschlandweit einmalig !
Und da er ohne Genehmigung aufgestellt worden war, forderte die Initiative „Wo ist unser Denkmal“ den Bezirk Friedrichshain- Kreuzberg schon im September umgehend auf, diesen Ort als Gedenk – Ort zu akzeptieren und in Ruhe zu lassen.
Das ist unser Mahnmal. Und wir fordern, dass es bleibt.
Der Ort für das Denkmal, der Oranienplatz, ist gut gewählt:
Im Herbst des Jahres 2012 war der Oranienplatz das Ziel der für ihre Rechte demonstrierenden Geflüchteten, die nach einem vier Wochen dauernden und 600 Kilometer langem Protest-Marsch aus Würzburg kommend Berlin erreichten. Hier schlugen sie ihre Zelte auf und erklärten den Platz für besetzt und blieben eineinhalb Jahre lang.
Mit solidarischer Unterstützung vieler politischer Gruppen konnten sie vom O-Platz aus ihre weiteren Aktionen planen und durchführen: Hungerstreik am Brandenburger Tor, Besetzung der Nigerianischen Botschaft, sogenannte Revolutionäre Bustouren zu anderen Städten, viele Demonstrationen und Kundgebungen.
Durch die Initiative einiger Lokal-Politiker:innen mit entsprechender Begleitung durch die Presse wurden die Besetzer:innen nach eineinhalb Jahren bewusst getäuscht, belogen und gespalten, so dass dann eine Räumung mit Polizeigewalt möglich wurde.
Wenige Geflüchtete erkletterten Bäume und hielten bis zu 22 Tage lang einen Hungerstreik durch – andere besetzten die leerstehende Gerhard-Hauptmann-Schule in der Ohlauer Straße, die dann auch wieder gewaltvoll geräumt wurde.
Am 23. Juni verlieh der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg der Initiative „Wo ist unser Denkmal?“ den Silvio-Meier-Preis. Nun ist zu hoffen, dass der Standort gesichert ist und das Denkmal in seiner Existenz die Stabilität bekommt, wodurch es nicht mehr oder nicht mehr so schnell abgeräumt werden kann.
Es hängt vor allem von uns ab, jegliches Ver-rücken des Mahnmals zu verhindern.
Und es hängt von uns ab, dafür zu sorgen und zu fordern, dass die Verleihung des Silvio-Meier-Preises nicht nur ein symbolischer Akt für Kreuzberger Lokal-Politiker:innen bleibt, sondern dass rassistische Kontrollen auf Straßen und Plätzen, willkürliche Festnahmen, polizeiliche Gewalt, Diskriminierungen und Schikanen durch Mitarbeiter:innen der Behörden umgehend der Vergangenheit angehören und die Täter:innen für ihre Taten verurteilt werden.
ES HÄNGT VON UNS ALLEN AB !
Antirassistische Initiative Berlin
„Bundesdeutsche Flüchtlingspolitik und ihre tödlichen Folgen“ ==> www.ari-dok.org/webdokumentation/
♦ weitere Information: TAZ Berlin