Stellungnahme zur Hausbesetzung für ein antirassistisches Zentrum am Weberplatz Essen

Stellungnahme zur Hausbesetzung für ein antirassistisches Zentrum am Weberplatz Essen

Ehrenamtliche des Antirassismus-Telefon Essen waren gestern auf dem Weberplatz und haben sich mit den vermittelnden Aktivist:innen der Mahnwache ausgetauscht.

Die Forderungen der Aktion sind plausibel und notwendig und werden vom ART solidarisch unterstützt.

Ein selbstverwaltetes, soziokulturelles Zentrum in Essen mit dem Schwerpunkt antirassistischer Arbeit würde den Menschen im Stadtteil und der ganzen Stadtgesellschaft sehr gut tun.
Institutioneller Rassismus (Stichwort Kettenduldung, mangelnde Bürgerrechte) und struktureller Rassismus (Stichwort Racial Profiling) beeinträchtigen die Lebensqualität der Menschen im Viertel zusätzlich.
Die Machtverhältnisse und die rassistische Bedingungen in der Stadtgesellschaft, die Ausgrenzungen und Ungerechtigkeiten, sollen nicht zuletzt auch unter dem Blickwinkel der herrschenden Geschlechterverhältnisse diskutiert und verändertet werden, fordern die Akivistinnen. Dafür braucht es Freiraum zur Selbstorganisation, wie es ein selbstverwaltetes antirassistisches Soziokulturelles Zentrum bieten kann.

Wir hoffen, dass trotz der sofortigen Räumung und des kaum stattgefunden Dialogs mit der Stadtverwaltung, der Diskurs zur Forderung der Aktivist:innen die letzten Tage vor der Kommunalwahl konstruktiv prägt.

Mit großer Sorge musste das ART zur Kenntnis nehmen, dass viele Parteien und Wählerbündnisse, den Wahlkampf auf autoritäre Ordnungspolitik fokussiert und dabei Ängste und Vorurteile der Bevölkerung verstärkt haben.

Das ART hofft für die Kommunalwahlen, dass die wahlberechtigten Essener:innen bei der Wahl die Themen Rassismus, Diskriminierung, Inklusion und Sexismus in ihrer Bedeutung für eine friedliche, gerechte, moderne Stadtgesellschaft ernst nehmen, auch wenn sie selbst privilegiert und von Ausgrenzungserfahrung relativ unbeeinträchtigt leben.

Die Aktivist:innen vom Weberplatz erklären in ihrer Forderung, dass ohne eine ausdrückliche Solidarität der weißen Mehrheitsgesellschaft ein Wandel nicht möglich ist. Wir wünschen uns, dass die Diskussionen zu den Forderungen und die Wahlentscheidungen am Wochenende von diesem solidarischen Gedanken geprägt sind.

Mit freundlichen Grüßen.

i.A. Gabriella Guidi
Antirassismustelefon Essen