Wie wir arbeiten…

Wie wir arbeiten…

Ein illegal bekanntgemachter Privatbrief von uns an den Besitzer einer Eisdiele hat einen Sturm an Kommentaren hervorgerufen. Die meisten rassistisch, manche sogar extrem, andere einfach dumm, viele beleidigend. Dennoch, gerade diese Menge an rassistischen Auswürfen zeigt, wie notwendig heute noch Institutionen sind, die klare Positionen gegenüber dem Rassismus einnehmen.

Es gibt allerdings eine kleine Menge von ernstzunehmenden Kommentaren, Anfragen und Kritiken. Auf diese gehen wir hier in wenig ein.

Wir versuchen in Essen auf Rassismus zu reagieren, nicht, weil wir es „besser wissen“, sondern weil das in unserer Gesellschaft getan werden muss und auch getan wird von vielen Akteur*innen, die es noch besser tun als wir. Aber wir versuchen unser Bestes.
Aufgabe des ART ist zu zeigen: Antirassismus/Antifaschismus ist richtig, Antirassismusarbeit findet statt.
Es gibt Leute, die dieses inhaltlich und menschlich Richtige durchsetzen – auch gegen „mächtigen“ oder
umfangreichen Widerstand.

Zuerst soll betont werden: unsere Gesellschaft und unsere Kultur sind leider sehr von implizitem Rassismus geprägt. Man kann zwar sehr unterschiedliche Theorien darüber haben, was es ist, woher das kommt, wem das dient. Aber einer Meinung sollten alle ehrlichen Menschen sein, dass man sich
bemühen muss, ihn bis zu der Wurzel zu beseitigen!
Wir unterstellen nicht jedem/jeder, der eine rassistische Aussage macht, ein Rassist oder eine Rassistin zu sein. Wir selbst sehen uns nicht frei davon und lernen unentwegt.

Wir selbst empfinden es als Gewinn, wenn uns jemand überzeugend auf unsere Fehler aufmerksam macht und wir dadurch in diesem Lernprozess voranschreiten können. Und diese Bereitschaft erwarten wir mehr oder weniger von ehrlichen Menschen.
Aber vielleicht kann jemand doch als Rassist beschimpft werden, der in diesem Zusammenhang gar keine Bereitschaft zeigt, auch eigene tradierte Meinungen in Frage zu stellen.

Also besteht unsere Arbeit daran, auf echten oder gefühlten Rassismus und Diskriminierung zu reagieren. Menschen sprechen uns an. Es ist oft nicht leicht, für einzelne Menschen, sich Gehör zu beschaffen. Wenn ein Verein es tut, hat es manchmal mehr Gewicht. Wir sind selbstverständlich verpflichtet, Betroffenheit ernst zu nehmen und sind vorrangig unseren „Klient*innen“ verpflichtet.
Wir werden angesprochen oder reagieren von uns aus.
Aber, wenn es um einen privaten „Beschuldigten“ geht, suchen wir erst das private Gespräch. Ob per Brief, Mail , Telefon oder persönliche Ansprache das ist zweitrangig. Wichtig ist, das Gespräch zu suchen. Alle weiteren Schritte sind nur davon abhängig. Also können wir nicht über einzelne Schritte
dieses nicht öffentlichen Prozesses reden, es sei denn, mit den Menschen, die es angeht.

Anders ist es selbstverständlich, wenn es sich um Institutionen oder Akteuren der öffentlichen Lebens handelt. Oder wenn es um Menschen oder Gruppierungen geht, die offen bewusst rassistisch handeln. In diesem Fall haben wir keinen Grund, die Öffentlichkeit zu meiden.

Wir bemühen uns sehr in allen Fällen unsere Meinung begründet und differenziert auszudrücken.
Selbstverständlich kann das nicht immer gelingen.
Gerade der Umgang mit der Presse ist besonders schwer, wenn sie unsere Aussagen und unsere Arbeit, und nicht nur unsere, gar nicht, verkürzt oder sogar verdreht darstellt.
Wir bemühen uns, Kritik, die solidarisch ausgedrückt wird, ernst zu nehmen. Auf Beschimpfungen brauchen wir nicht zu hören.

Wir sind ein kleines Team. Niemand kann bei uns ganztägig die Social-Media Kanäle durchgehend professionell bespielen. Schon gar nicht unter dem psychischen Druck von Shitstorms und Telefonterror.
Indes läuft unsere Arbeit weiter.

Was lernen wir aus diesem Fall?
Mehr Transparenz über unsere Arbeit vermitteln, mehr Kompetenz bei Social-Media erlernen, selbstbewusst und souverän bleiben, aber nicht arrogant.

ANTIRASSISMUS-TELEFON ESSEN

22. Juli 2020